Bereits zum dritten Mal nach 2019 und 2023 besuchte Joan Noble, Tochter der Grevenbroicher Holocaustüberlebenden Lieselotte „Liesel“ Katz, die ProjektschülerInnen von „KKG – Gegen das Vergessen“. Angereist war die sympathische Dame aus dem Vereinigten Königreich dieses Mal mit ihrem lieben Ehemann Steve. Im Rahmen dieses Besuches erhielten die Ehrengäste in freundschaftlicher Atmosphäre später auf dem jüdischen Friedhof ein ganz besonders wertschätzendes Geschenk von Projektschülerin Katrin Mouris.
Zuallererst wurden die englischen Gäste von der Schulleitung, vertreten durch die Didaktische Leiterin, Bettina Töllner, sehr herzlich begrüßt.
Anschließend gab es mit den ProjektschülerInnen einen regen Austausch im Klassenraum, im Rahmen dessen die engagierten SchülerInnen den sichtlich gerührten Eheleuten Noble von der umtriebigen Projektarbeit berichteten. Schwerpunkt war hierbei der Bezug zur Familie Katz, bspw. das Gedenken an Joans Großeltern Elfriede und Alexander im Rahmen der diesjährigen Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz.
Joan Noble ist die Tochter der Holocaustüberlebenden Lieselotte „Liesel“ Katz, die 1933 als 16-jähriges Mädchen Tagebuch über ihr Leben in Nazideutschland schrieb. Im Rahmen des Projektunterrichtes „Lieselotte Katz & ihr Tagebuch“ setzen sich die ProjektschülerInnen zurzeit erneut intensiv mit der bewegenden „Katz-Familiengeschichte“ auseinander. Dieses Projekt findet in Kooperation mit Ulrich Herlitz (Vorsitzender des Geschichtsvereins) statt, der den Kontakt zu Familie Noble übrigens bereits vor Jahren freundlicherweise ermöglichte.
Nach einer Mittagspause trafen sich unsere Gäste mit der Projektgruppe bei strömendem Regen, durchnässt, aber sichtlich bewegt, am Familiengrab ihrer Vorfahren. Das Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof an der Montanusstraße, für den die Projektgruppe seit 2014 bekanntlich die Patenschaft innehat.
Diverse ProjektschülerInnen verlasen hier Teile der gewöhnlichen Friedhofsführungen sowie Auszüge aus erstellten Texten zur Katz-Familiengeschichte. Dann folgte, immer noch bei strömendem Regen, das jüdische Kaddisch-Gebet, gesprochen von Joan. Der Regen verkam in diesem besonderen Moment jedoch zu einer Randerscheinung.
Alle Friedhofsbesucher, Muslime, Juden und Christen, legten dann noch in Form einer gemeinsamen Schweigeminute für die Holocaustopfer der Familie Katz nach, wodurch dieser einmalige Moment noch länger anzuhalten schien.
Hiernach folgte ein weiterer Höhepunkt. Projektschülerin Katrin Mouris übergab der überraschten Joan ein Kunstgemälde, das sie über Wochen für diese akribisch angefertigt hatte.
Sichtlich ergriffen bedankte sich Joan für das wertschätzende Geschenk. Kurioserweise (oder auch nicht) hörte der strömende Regen genau kurz nach der Übergabe des Bildes auf.
Nach abschließenden Worten der ebenfalls sichtlich bewegten Ulrich Herlitz und Projektleiter Thomas Jentjens folgte noch ein Gruppenbild auf dem Friedhof.
Nach dem Friedhofsbesuch ging es noch zur Villa Erckens, zur Ausstellung über Lieselotte „Liesel“ Katz. Hier erzählte Joan, dass sie in ein, zwei Jahren wieder nach Deutschland, und natürlich auch an die KKG, kommen wollen würde. Aus gutem Grund…
Denn die charmante Dame hatte ein Problem. Sie konnte das Gemälde nicht im Handgepäck mit in ihre Heimat nehmen. Daher versprach sie den erstaunten Gastgebern, dass sie beim nächsten Mal mit dem Auto kommen wollen würde, um Katrins wertschätzendes Geschenk angemessen transportieren zu können.
Abteilungsleiterin Demet Köse-Ünal erklärte sich freundlicherweise direkt bereit, das Kunstwerk in ihrem Büro bis zum nächsten Noblebesuch „zwischenzulagern“.
Aus Wertschätzung und aus Verneigung vor ihrer beeindruckenden Leistung soll Projektschülerin Katrin (Team 8.1) zu Wort kommen:
„Ich fand es eine gute Idee, einen Engel für Familie Noble zu malen. Denn der Engel soll Frieden symbolisieren. Wir alle kennen die Vergangenheit. Und nur, weil wir sie nicht vergessen, heißt es nicht, damit gleich mit ihr abzuschließen. Es ist nicht nur wichtig, aus der Vergangenheit zu lernen, sondern wir müssen es auch besser machen. Ich glaube stark daran, dass der Friedensengel den Nobles gefallen hat und ich hoffe, dass sie uns und unserer Projektarbeit – auch mit Hilfe des Engels – vertrauen. Darauf vertrauen, dass sich so etwas Schlimmes wie damals nicht mehr wiederholt. Ganz im Gegenteil: Dass wir Frieden schließen können und das jeder Mensch angstfrei überall leben kann, ohne Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit. Hierfür soll der Friedensengel symbolisch stehen.“
Hierzu gibt es fast nichts hinzuzufügen, außer vielleicht, dass es auf dem Friedhof, als das Kaddisch-Gebet erklang und das Bild überreicht wurde, genau solch einen Moment bei uns in Grevenbroich gegeben hat, der Hoffnung, Frieden und Zuversicht in die Welt senden könnte.
Vielen lieben Dank an alle Beteiligten, die zum Gelingen dieses ereignisreichen Tages passiv und aktiv beigetragen haben!
(JEN)