Trotz der Pandemie wollten sich es Ulrich Herlitz vom Geschichtsverein Grevenbroich und „Gegen das Vergessen“- Projektleiter Thomas Jentjens nicht nehmen lassen, den Gedenktag vielseitig und auf angemessene Art und Weise zu würdigen. Am Morgen des 27.01.2022 kam Herlitz, der auch Leiter des Arbeitskreises Judentum ist, in den 6. Jahrgang, um die Schüler:innen anhand einiger tragischer Familiengeschichten für die jüdische Geschichte in Grevenbroich zu sensibilisieren.
Nach den Ausführungen im Klassenraum ging es ins Schulforum, wo den interessierten Kindern die Wanderausstellung „Rosen, Tulpen, Nelken… Und was sich niemals wiederholt im Leben das ist die Kindheit und das Vaterhaus“ präsentiert wurde. Die Ausstellung thematisiert zwei erhaltene Poesiealben von Klara Aussen und ihrer Nichte Sophie aus Hemmerden von 1907 bzw. 1930. Der Experte für das Judentum in Grevenbroich erzählte den Schüler:innen auch viele interessante Details über die Nachfahren der Holocaustopfer Grevenbroichs, zu denen er über Jahrzehnte ein weltweites Netzwerk aufgebaut hat.
Nach seinem Besuch war es den Kindern im anschließenden Deutschunterricht ein dringendes Bedürfnis, Carry Bosmann-Levi, Sophie Aussens Tochter, Briefe in die Niederlande zu schreiben. In den Briefen drückten die ergriffenen Schüler bspw. ihr Mitgefühl für die tragische Familiegeschichte aus. Zudem schrieben sie von der Hoffnung, Carry in Zukunft einmal an der KKG persönlich begrüßen zu dürfen, um noch mehr über ihre bewegende Familiengeschichte erfahren zu dürfen.
Am Mittag trafen sich dann viele Schüler:innen unserer Projektgruppe „Gegen das Vergessen“ auf dem Synagogenplatz in der Stadtmitte, um mit Vertreter:innen der anderen weiterführenden Schulen die 203 Namen der Grevenbroicher Holocaustopfer zu verlesen. Hierdurch sollte gewährleistet werden, dass die Namen der Opfer dieses abscheulichen Verbrechens auch in Grevenbroich nie verstummen würden.
Außerdem berichteten die Schulen noch über ihre jeweiligen vorbildlichen Projekte im Einsatz gegen Antisemitismus und Geschichtsvergessenheit. Hier wäre das beispielhafte Engagement Sebastian Potschkas von der Diedrich-Uhlhorn-Realschule zu nennen. Er organisiert seit Jahren für die Schüler aller weiterführenden Schulen Grevenbroichs Fahrten zur Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz. Unser Schulleitungsmitglied Birgit Burdag rundete die Veranstaltung mit ergreifenden Passagen aus den Erinnerungen der Dormagener Holocaustüberlebenden Irene Dahl, die wie viele Holocaustopfer aus Hemmerden, ins KZ nach Riga deportiert worden war, ab.
Die Beteiligung vieler Teilnehmer:innen an der jährlichen Aktion „#We remember“, die weltweit am Gedenktag für entsprechende Aufmerksamkeit sorgt, beendete schließlich den bewegenden und zufriedenstellenden Tag „gegen das Vergessen“.
Ganz großer Dank gilt Ulrich Herlitz für die Organisation der Veranstaltung auf dem Synagogenplatz und den Besuch in unserer Schule. Besonderer Dank gilt abschließend den vielen Projektschüler:innen aus dem 10. und 12. Jahrgang, die sich extra nach der Schule – bei kaltem Wetter und Regen – auf den Weg zum Synagogenplatz gemacht haben, um die wichtige Veranstaltung aktiv zu unterstützen. DANKESCHÖN!
(JEN)