Gedenken der Riga – Deportationen sowie einmalige Geste durch die Nachfahren Grevenbroicher Holocaustüberlebender gegenüber den ProjektschülerInnen von „KKG – Gegen das Vergessen“

Zahlreiche engagierte ProjektschülerInnen machten sich anlässlich des 83. Gedenktages nach dem Unterricht an einem kalten Nachmittag auf in die Landeshauptstadt, um am Erinnerungsort Alter Schlachthof den zahlreichen Grevenbroicher MitbürgerInnen jüdischen Glaubens, die 1941 nach Riga deportiert worden waren, zu gedenken.

Ein Opfer dieser unmenschlich grausamen Vertreibung aus der Heimat wurde auch der elfjährige Helmut Sachs aus Hemmerden. Seinem Schicksal zu gedenken war den ProjektschülerInnen ein besonderes Bedürfnis: Cathy Praum fertigte am Tag der offenen Türeigens ein Portrait von Helmut Sachs im Alter von 9 Jahren an. Grundlage hierfür war eines der wenigen Bilder von Sachs. Chiara Rauh komplettierte das ansprechende Gedenkplakat mit der Zeichnung eines Deportationszuges „Richtung Riga“. Das Kunstwerk übergaben sie dem sichtlich beeindruckten Leiter der Gedenkstätte im Herzen der Düsseldorfer Hochschule, Dr. Joachim Schröder.

Dr. Schröder führte zusammen mit Ulrich Herlitz vom Geschichtsverein Grevenbroich kurzweilig durch die Dauerausstellung, in der verschiedene Familienschicksale von jüdischen Familien aus dem Rheinland, die – genau vom heutigen Standort der Gedenkstätte aus – nach Riga deportiert wurden, thematisiert werden. Startschuss dieses unmenschlichen Verbrechens war der Dezember des Jahres 1941.

Die ProjektschülerInnen waren ergriffen, aber auch erneut traurig, erschüttert und wütend, mit welcher schamlosen Boshaftigkeit die Nationalsozialisten in diesem Fall den jüdischen MitbürgerInnen aus Grevenbroich das Leben zur Hölle machten, um diese später über Riga in andere Vernichtungslager zu deportieren; was in den meisten Fällen den sicheren Tod bedeutete. „Es ist unglaublich, wie viele unschuldige Menschen ermordet wurden!“, sagt Esila Aytac nachdenklich. Alicia Schwantes hebt hervor, „dass uns durch diese hochwertige Ausstellung von den unzähligen Opfern zumindest einige namentlich und mit Lebensdaten in Erinnerung bleiben“. Für Théo Braune-Sellier ist nach den teilweise schwer erträglichen Ausführungen klar, „dass man nicht immer nur zugucken, sondern was tun sollte.“

Helmut Sachs überlebte als 15-jähriger durch diverse glückliche Umstände zumindest den mörderischen Holocaust – allerdings als einziges Familienmitglied. Sein Sohn Norbert kam aus Berlin als Ehrengast zur 13. Mahn- und Gedenkfeier am 9. November 2024. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde auch anhand einer szenischen Darstellung Helmut Sachs Leben denkwürdig nachgestellt. Norbert Sachs, der seine Verwandte Carry Bosman-Levi aus den Niederlanden mitgebracht hatte, dankte der Projektgruppe und Ulrich Herlitz vom Geschichtsverein in einem ergreifenden Interview für die seit Jahren geleistete Erinnerungsarbeit gegen das Vergessen – nicht zuletzt für seinen lieben Vater Helmut.

Nach der Mahn- und Gedenkfeier sowie dem Gedenken am Folgetag auf dem Hemmerdener Friedhof beschlossen die Familien Sachs und Bosman-Levi, sich mit einer einmaligen Wertschätzung bei den KKG-ProjektschülerInnen für deren Engagement zu bedanken: Sie ließen für die Projektgruppe nach jüdischem Brauch aus Verbundenheit und Dankbarkeit zwei Bäume im Aussen Memorial Park, gelegen in der Negev – Wüste in Israel, pflanzen! „Das Zertifikat mit persönlicher Widmung, das in den Niederlanden ausgestellt wurde, ist sicherlich eines der schönsten und ehrenwertesten Auszeichnungen in unserer mittlerweile 15-jährigen Projektgeschichte“, hält Projektleiter Thomas Jentjens voller Freude und mit etwas Stolz fest.

Die ProjektschülerInnen kehrten nach dem abschließenden Gedenken anhand von aufgestellten Kerzen und abgelegten Rosen am Abend jedenfalls wohlbehalten und mit gemischten Gefühlen von der denkwürdigen Exkursion aus Düsseldorf zurück.

Norbert Sachs, der nicht persönlich vor Ort sein konnte, bedankte sich per WhatsApp noch am Folgetag herzlich für das Gedenken an seinen Vater und an die vielen anderen Grevenbroicher Holocaustopfer, deren Leidensweg in Riga eine neue Dimension erlangte.

Die Originale des Gedenkplakates möchte die Projektgruppe Norbert Sachs übrigens gerne bei nächster Gelegenheit persönlich übergeben. Eine Gelegenheit hierfür würde die bereits feststehende Klassenfahrt nach Berlin im September bieten…

Abschließend gilt neben Dr. Joachim Schröder und Ulrich Herlitz noch Adelheid Schmitz herzlicher Dank: die ehemalige Mitarbeiterin der Gedenkstätte war aus Verbundenheit zur Projektgruppe extra zur Veranstaltung gekommen und sie komplettierte die vielseitigen Ausführungen mit ihrer gewohnt herzlichen Art optimal.

Corina Bindewald sei herzlich gedankt für Fahrdienst, Fotos und Videofilme.

Zu guter Letzt gilt den Projektschülerinnen großer Dank für Ihren unermüdlichen Einsatz gegen das Vergessen; in diesem Falle an einem kalten Nachmittag nach dem Unterricht.

An der Exkursion nahmen folgende ProjektschülerInnen teil: Esila Aytac, Celina Berrenbaum, Jana Bindewald, Theo Braune-Sellier, Katrin Mouris, Lena Oesterwind, Blessing Okoebor, Mia Paulsen, Cathy und Emely Praum, Julian Pyszel, Chiara Rauh, Eva Robbel, Katharina Schmidt, Alicia Schwantes, Nela Steffens, Nhu My Vo sowie Karina Wehling.

(JEN)