Die „KKG – Gegen das Vergessen“ Projektschüler machten sich mit Projektleiter Thomas Jentjens und dem Vorsitzenden des Geschichtsvereins, Ulrich Herlitz, auf den Weg in die Landeshauptstadt.
Dort sahen sie die Dokumentation „Mariannes Heimkehr – Die Jüdin, der Beamte und das Dorf“, eine WDR Produktion aus dem Jahre 2003. Das Highlight war neben der ergreifenden Dokumentation, dass der Regisseur, kein geringerer als Grimme-Preisträger Gert Monheim, persönlich vor Ort anwesend war.
Nachdem die Veranstalterin Adelheid Schmitz (Erinnerungsort Alter Schlachthof, Hochschule Düsseldorf) ins Thema eingeführt hatte, gab der renommierte WDR Journalist sehr interessante und tiefe Einblicke. So sprach der erfahrende Dokumentarfilmer beispielsweise davon, dass „Mariannes Heimkehr“ aufgrund der Brisanz des Themas sein bisher schwierigstes Werk gewesen wäre. Insgesamt dauerte die Produktion daher nicht weniger als ganze fünf Jahre.
Aus dem Inhalt: Marianne Stern-Winter überlebte als Einzige ihrer Familie die Vernichtungslager der Nazis. Als sie 1945 in ihren Geburtsort Hemmerden zurückkehrte, wohnten in ihrem Elternhaus Fremde.
Das Eigentum der Familie war in der Nazizeit versteigert worden und befand sich nun im Besitz von Nachbarn oder Bewohnern der umliegenden Dörfer. Marianne stand völlig mittellos da. In ihrer Not musste sie sich an den selben Finanzbeamten wenden, der den Besitz ihrer Eltern zuvor „arisiert“ hatte: Josef Krüppel…
Nach der Dokumentationsvorführung gab es noch einen regen Austausch zwischen dem sichtlich ergriffenen Plenum und Gert Monheim. In den Austausch schaltete sich immer wieder Ulrich Herlitz ein, der seit den 1980er Jahren ein freundschaftliches Verhältnis zu der 1998 verstorbenen Marianne Stern-Winter hatte. Herlitz, Leiter des Arbeitskreis Judentum, half Monheim zudem mit Informationen und Quellen bei der Arbeit an „Mariannes Heimkehr“.
Ergriffen und aufgewühlt waren entsprechend auch die Projektschüler, deren Kommentare zur Dokumentation für sich sprechen:
„Mich hat beeindruckt, dass die Menschen und Zeitzeugen so offen und unzensiert über ihre Taten und Gedanken sprachen. Man konnte so ein gutes Bild von der damaligen Situation bekommen“, konstatiert Nico. Simon war besonders geschockt von der Reaktion der Bewohner des Stern-Hauses, als Marianne nach dem Holocaust wieder heimkehrte. Der Projektschüler zitiert aus dem Film: „Wenn du nicht im KZ gestorben bist, dann können wir dich auch hier die Treppe runterwerfen!“ Mit Unverständnis reagierte Simon auch auf die viel zu späte Annerkennung der Familie Stern-Winter als Holocaustopfer. „Mich hat besonders schockiert, dass die Kinder der Sterns später in 1960er und 1970er Jahren in der Schule immer wieder Opfer von Antisemitismus wurden. Nicht irgendwo, sondern bei uns hier in Grevenbroich!“, ergänzt Kilian. nachdenklich und ein wenig traurig.
Abschließend waren sich alle Projektschüler einig, dass in der heutigen Gesellschaft nicht genug gegen Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit oder Antisemitismus getan werden kann.
Projektleiter Thomas Jentjens fügt noch abschließend hinzu: „Die Lehren der Dokumentation, in der es um Antisemitismus und teilweise menschenverachtende Dorfstrukturen geht, sind eindeutig. Wir müssen heute täglich in der Gesellschaft sowie bei uns auf dem Schulhof dafür Sorge tragen, dass niemand auf Grund seiner Herkunft, seines Glaubens oder seines Aussehens benachteiligt oder ausgegrenzt wird.“
(JEN)