Bereits zum 13. Mal setze unsere Projektgruppe „KKG – Gegen das Vergessen“ anlässlich der Novemberpogrome vom 9. auf den 10. November 1938 mit vielen UnterstützerInnen erfolgreich ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung und Antisemitismus. Eine besondere Ehre im Rahmen des diesjährigen Gedenkens war der Besuch von Carry Bosman-Levi und Norbert Sachs, ihrerseits Nachfahren von Grevenbroicher Holocaustüberlebenden aus dem Stadtteil Hemmerden.
Nach der Begrüßung durch Projektleiter Thomas Jentjens übergaben die ProjektschülerInnen den sichtlich ergriffenen Ehrengästen, die extra aus den Niederlanden und aus der Nähe von Berlin angereist waren, zu Beginn der Veranstaltung jeweils Briefe mit persönlichen Grüßen, Wünschen und Versprechen, was den weiteren Einsatz gegen Antisemitismus und Fremdenhass angeht.
Danach nahm die sehr gut besuchte Veranstaltung auch zur Freude von Ulrich Herlitz vom Geschichtsverein, der erneut Mitveranstalter gewesen war, musikalisch und durch Schülerbeiträge, beispielsweise mit Informationen zu den Novemberpogromen bei uns in Grevenbroich, Fahrt auf. Für die erwähnte Musik zeigten sich erneut Klaus Grolms mit Michael Frank und Peter Swetlik (alle ehemalige KKG-Lehrer) sowie der Chor Celebration, unter Leitung von Peter Faller-Lubczyk, verantwortlich.
Das vollständige Programm inklusive alle AkteurInnen findet Ihr hier:
Der Kurs „Darstellen und Gestalten“, unter Leitung von Aida Oji, präsentierte das Stück „Aus dem Leben gerissen“. Es beinhaltete biographische Bezüge zu Helmut Sachs, dem Vater von Norbert Sachs, der als einziges Familienmitglied den Holocaust überlebte.
Im Anschluss an die ergreifende Darstellung bekam Ehrengast Sachs im Rahmen eines Interviews die Gelegenheit, sich mit ein paar Worten direkt an die VeranstaltungsteilnehmerInnen zu wenden. Tief beeindruckt von der Darbietung erzählte der Berliner über sein Familienschicksal. Während seiner rührseligen Worte hätte man die berüchtigte Stecknadel fallen hören können. Anschließend dankte Norbert Sachs neben unserer KKG vor allem auch Ulrich Herlitz, der die jeweiligen Besuche – oft inklusive Familienzusammenführungen – stets ermöglicht. Die Danksagung endete mit einer Bitte an unsere Projektgruppe: „Macht bitte weiter! Euer Engagement tut mir – und ich spreche hier für die ganze Familie – unheimlich gut!“
Diese Bitte wiederholte später übrigens auch Dr. Peter Cremerius in seiner Danksagung an die Veranstalter, in welcher der stellvertretende Bürgermeister zudem auf die Entstehung des neuen Schildes auf dem Synagogenplatz zu sprechen kam. Das Schild, das zuvor einstimmig vom Stadtrat in Auftrag gegeben wurde, hebt einmal mehr den Stellenwert der Erinnerungskultur bei uns in Grevenbroich hervor.
Nach den obligatorischen Hinweisen und dem Song „You never walk alone“ folgte dann der Gedenkmarsch zum jüdischen Friedhof.
Vor dem jüdischen Friedhof, der aufgrund des Sabbats – nach Rücksprache mit Vertretern der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf – dieses Jahr nicht betreten werden durfte, folgte die Abschlusskundgebung mit Informationen und Kommentaren unserer ProjektschülerInnen. Der Schwerpunkt lag hier auf den bewegenden Treffen mit diversen Nachfahren Grevenbroicher Holocaustüberlebender aus den USA und aus England im zurückliegenden Jahr, die neben den Gesprächsrunden in unserer Schule jeweils ergreifende Friedhofführungen beinhalteten.
Die vielseitige Veranstaltung wurde mit dutzenden Lichtern, die in Gedenken an die Grevenbroicher Holocaustopfer entzündet und an der Friedhofmauer abgelegt wurden, würdevoll beendet.
Am Folgesonntag kam es dann noch zum Gedenken auf dem jüdischen Friedhof in Hemmerden, auf dem die Vorfahren unserer Ehrgengäste bestattet wurden. Im Rahmen dieser Veranstaltung überreichten unsere ProjektschülerInnen den Gästen noch Mützen und Schirme als Abschiedsgeschenke und Erinnerungen an das bewegende Gedenkwochenende in unserer Stadt, in der den Vorfahren von Carry und Norbert einst so viel Leid zugefügt worden war.
Die Projektleiter Reinhold Stieber und Thomas Jentjens sowie Ulrich Herlitz halten zufrieden fest: „Wir sind zuversichtlich, dass sich unsere Ehrengäste Carry und ihre Enkelin Maud sowie Norbert und seine Frau Ute erneut gerne an den Besuch bei uns hier in Grevenbroich zurückerinnern und uns hoffentlich bald wieder besuchen werden, wenn wieder Muslime, Juden und Christen gemeinsam ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Ausgrenzung setzen werden.“
Die NGZ berichtet in folgendem Artikel auch über das Gedenken:
Neuss-Grevenbroicher-Zeitung-13.11.2024, Seite D2
Zum Schluss sollen noch verschiedene ProjektschülerInnen zu Wort kommen, die die diesjährige Mahn- und Gedenkfeier – über Wochen – gewissenhaft und beispielhaft vorbereiteten:
„Uns hat es besonders gut gefallen, dass die Veranstaltung sehr gut geplant und vorbereitet wurde und wir ein abwechslungsreiches Programm mit vielen aktiven ProjektschülerInnen präsentieren konnten, so dass es eine kurzweilige Sache wurde“, bilanzieren Emely Praum, Jannik Weuffen, Katrin Mouris und Lena Oesterwind glücklich.
„Wir fanden es wirklich gut, dass sich alle von ihrer besten Seite gezeigt haben und sich gemeinsam gegen Rassismus und Antisemitismus eingesetzt haben. Es spielte bei den vielen TeilnehmerInnen keine Rolle, welchen Glauben sie jeweils haben. Der Mensch zählte“, fügen Rümeysa Ayyildiz und Esila Aytac sowie Maike Brakhan gerührt hinzu.
„Besonders toll fanden wir, dass die Veranstaltung so gut besucht war und dass uns somit wieder gezeigt wurde, dass unser Engagement sich sehr lohnt und wertgeschätzt wird“, konstatieren Alicia Schwantes, Nele Samel, Nela Steffens, Ali Nalbant sowie Jill Bonny und Mia Paulsen erfüllt.
„Wir waren beeindruckt, dass auch am Sonntag so viele Leute zum Gedenken nach Hemmerden gekommen sind. Zudem hat es uns gefreut, dass wir uns dort von Carry und Norbert in Ruhe verabschieden konnten“, konstatieren Blessing Okoebor und Jethro Amegnaho zufrieden.
„Wir haben die Gedenkveranstaltung gerne gemacht, weil wir den Opfern gedenken wollten und besonders unseren Ehrengästen zeigen wollten, dass so etwas wie der Holocaust nie wieder passieren darf“, geben Chiara Rauh und Théo Braune-Sellier zu Protokoll.
„Sehr ergreifend fanden wir, dass wir die Herzen von Carry und Norbert erreichen konnten! Das war für uns ein sehr schönes Gefühl“, lassen Cathy Praum und Eva Robbel wissen.
„Mir hat besonders gut gefallen, dass wir so viele Menschen mit der Veranstaltung erreicht haben und zudem hoffentlich dafür gesorgt haben, dass Carry und Norbert mit guten Erinnerungen an Grevenbroich in ihre jeweilige Heimat zurückkehren“, schlussfolgert Jana Bindewald hoffnungsvoll.
Abschließend vielen Dank an ALLE, die die diesjährige Mahn- und Gedenkfeier unterstützt und ermöglicht sowie sich aktiv und passiv an ihr beteiligt haben.
Besonderer Dank an Carry, Maud, Ute und Norbert. 😊
(JEN)